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Vorwort
Ich sah den Schnee fallen. Hundert Meter vor mir, wo die Bäume keine Blätter mehr hatte.
Hier, wo ich stand... mir war so warm. Die Sonne strahlte mich an. Erwärmte meine Füße, meine Hände, meinen Rücken...
Die kleinen Schneekristalle fielen.
Sie fielen und fielen...
Ich hätte Stundenlang zuschauen können, doch ich wusste, ich konnte es nicht.
Es wäre Verrat.
Und ich wollte nicht sterben.
Noch nicht.
Kapitel 1: Das stechende Gefühl, beobachtet zu werden.
Schwarz... alles schwarz.
So schwarz.
Monster.
Überall Monster.
Ich sah sie nicht, aber sie nahmen mich, sie entführten mich.
Ich schrie.
Ich hörte mich nicht, doch der Schmerz in meinem Hals war da. Das trockene Gefühl in meinem Mund, da ich ihn schon lange nicht mehr geschlossen hatte.
Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre...
Die Zeit war nicht anwesend.
Mein Herz pochte. Es wärte sich.
Es wollte nicht sterben. Und das dachte ich.
Ich würde sterben.
Kalt.
Mir war kalt und im nächsten Moment warm.
Ich hatte Angst.
Doch meine Hilfeschreie brachten nichts.
Und dann, nach endloser doch so kurzer Zeit des Leidens, spürte ich, wie ich auf dem Boden aufprallte.
Jetzt hörte ich meine Schreie, sie hörten immernoch nicht auf, obwohl ich jetzt das Licht, die Sonne auf meinem Nacken spürte.
Ich schrie, obwohl ich kühles, nasses Gras auf meinen Handflächen spürte.
Ich verzweifelte, obwohl mich nichts mehr hielt, oder zog, oder schubste.
Doche meine Schreie hörten nicht auf.
Mein Körper kümmerte sich auf dem Boden zusammen und erst jetzt fiel es mir auf.
Ein unhaltbarer, starker Schmerz durchschubste meinen Körper. Ließ ihn erzittern.
Ich wusste nicht, wo es schmerzte. Es schmerzte überall.
Mir kamen die Tränen.
Lasst mich sterben... bitte, oh bitte lieber Gott lass mich sterben.
Ich spürte etwas hinter mir.
Etwas, dass mir die Sonnenstrahlen nahm.
Jemand kam auf mich zu. Viele kamen auf mich zu. Was kam auf mich zu?
Meine Gedanken waren wirr, ich konnte sie nicht ordnen. Ich dachte alles, aber auch nichts. Etwas drückte auf meinem Rücken. Etwas dünnes, nicht breiter als mein Zeigefinger. Es stübste mich an.
"Du darfst aufstehen..." sagte eine alte, kratzige Stimme zu mir. Eine Frau. Langsam, mit zitternden Knie stütze ich mich auf meinen Armen ab und drehte mich auf den Rücken. Um mich herum standen ungefähr ein Dutzend Leute, Männer und Frauen. Und vor mir stand eine alte Dame mit grauen, lockigen Haaren, die ihr lange hinabhingen. Sie waren verknotet, als hätte sie Jahrelang im Dschungel gelebt.
"Steh auf!" wiederholte sie.
"Ich... ich kann... nicht." sagte ich mit zittriger Stimme. Alles schmerzte, alles tat weh. Ich drehte mich zitternd auf die Seite.
"Ihre Verwandlung ist noch nicht abgeschlossen." flüsterte eine junge, ebenfalls weibliche Stimme geschockt, so leise, dass ich nicht wusste, ob ich es hören sollte.
"Was... was ist mit mir?" fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Die alte Frau beugte sich zu mir runter, sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
"Du verwandelts dich... aus dir wird noch jemand großes, wenn die Verwandlung so lange braucht. Die Lichter haben anscheinend einiges mit dir vor." murmelte sie leise, mehr zu sich selbst.
In der Runde kam ein leises, aufgeregtes Gebmurmel auf. Mir stiegen die Tränen in den Augen auf, so sehr tat es weh.
"Sie ist noch ein Mensch Odyssa... hier draußen wird sie keine einzige Stunde überleben."
"Dann bringt sie zum Tempel..." antwortete die alte Dame schnell, radikal, ihre knochige Stimmer war schnell wie der Blitz.
"Dort ist sie geschützt und kann sich ordentlich verwandeln. Außerdem können die Nordsterne direckt sehen, was mit ihr passiert."
Ich zitterte immer stärker. Dieser Schmerz... wollte er denn gar nicht vergehen?
Die alte Frau, dessen Name anscheined Odyssa war, kniete sich mechanisch vor mich, anscheinend machten es ihre alten Knochen nicht mehr richtig mit. Mit ihren langen, faltigen Fingern streichte sie mir übers Haar.
"Ich werde dich zum Schlafen bringen und morgen früh wirst du alles besser verstehen. Dein kleines Köpfchen muss erst einiges verstehen, bevor dein Geist auch nur einen kleinsten Funken Vertrauen sähen kann." sagte sie, stand wieder auf und legte einen kleinen Holzstab auf mich.
Alles wurde schwarz.
Kapitel 2: Der eigentliche Anfang, meiner Geschichte
Langsam drang wieder Realität zu mir durch. Ich hörte Vögel zwitschern, spührte, wie die Sonne in mein Gesicht schien.
Ich lag auf etwas hartem. Ein unausweichlicher Boden, der einem keinerlei Bequemlichkeit bot.
Mein Kopf drehte sich auf Seite. Nun schien die Sonne auf meine rechte Wange, tröstend, warm. Wieder das gezwitscher von Vögeln. Langsam flimmerten meine Augen auf. Das grelle Sonnenlicht stach mir in die Augen und ich schloss sie wieder.
NUn ging ich es langsamer an. Ich öffnete meine Augen einen kleinen, winzigen Spalt und machte sie immer weiter auf, bis ich sie komplett geöffnet hatte.
Vor mir war eine öffnung, etwas, wo eigentlich eine Tür hinein gehörte, aber es war einfach eine offene Lücke. Ich sah Gras. Wunderbar langes Gras das sich leicht im Wind bewegte. Es war mit sicherheit so hoch wie meine Hüfte.
Vorsichtig setzte ich mich auf. Um mich herum war grauer Stein. Ich war in einem kleinen Turm aus grauen Stein, dessen eine Seite beinahe vollständig weg war. Mein Blick gleitete nach oben. Grelles Sonnenlicht schien mir in die Augen, beleuchtete mich.
Die Sonne schien mich an. Mit blinzelten Augen ging ich Schritt für Schritt weiter, ich wollte hier raus, sehen wo ich war. Langsam neigte ich meinen Kopf aus der Öffnung des Turmes. Um mich herum war Gras, überall Gras, welches schon etwas mehr Heu ähnelte, da es sehr ausgetrocknet schien. Sofort spührte ich das Bedürfnis, sie zu giesen doch mir war klar, das ich damit morgen noch nicht fertig sein würde. Auserdem hatte ich keinen blassen Schimmer, wo es hier Wasser gab. Ich wusste nicht mal, ob es hier Wasser gab. Ich fühlte mich verloren in all dieser Leblosen Gegend. Einige hundert Meter von mir entfernt sah ich Bäume. Bäume, immer mehr Bäume. Ein Wald.
Mit drägen und ängstlichen Schritten ging ich auf die großen, alten Bäume zu. Sie zogen mich beinahe an, ich merkte garnicht richtig, dass ich ging. Das Gras streifte meine freien Beine, meine nackten Füße. Die warme Erde umhüllte meine Füße. Es tat so gut, einfach nur zu gehen. Ich ließ meine Hände genau auf der Höhe meiner Hüfte über die spitzen des Grases gleiten.
Das Gefühl, in Glückseeligkeit zu versinken ließ mich fast vergessen, dass ich nicht wusste, wo ich war.
Aber eben nur fast, und so ging ich immer weiter auf die Bäume zu.
Plötzlich begannen die Baumkronen vor mir sich zu bewegen, sie schwangen hin und her.
In diesem Moment begriff ich nicht, was ich sah. Ich verstand nicht, was da gerade vor sich ging und wollte es garnicht verstehen.
Doch der Vogel, so groß wie ein Flugzeug, flog geradeweg aus dem Wald hinauf in den Himmel.
Voller Erfurcht kniete ich mich auf den Boden und sah in den Himmel.
Hinter dem prächtigen, riesigen Vogel schien die Sonne, sie beschien dieses Wunder und bedeckte mich in einem Schatten inmitten eines Feldes. Der Vodel flog, immer höher.
Doch schließlich knickte er seine Flügel ein und ließ sich nach unten gleiten. So etwas schönes hatte ich noch nie gesehen.
Er glitt immer weiter auf den Boden, er kam immer näher auf mich zu. Ich konnte langsam die Strucktur seiner Federn sehen, doch ich verspürte keine Angst. So lieblich und ruhig, so beruhigend, wie er alles um mich herum in Bewegung zu setzten schien.
Aufeinmal wurde ich rüde von hinten gepackt und hoch gezogen. Ich landete auf schwarzen Federn.
"Dachte ich mir doch, dass du hier bist! Warum hast du nicht auf uns gewartet? Kaum sind wir mal weg, musst du ja aufwachen." plapperte eine helle, hoche Frauenstimme auf mich ein. Vor mir saß eine etwa 20 jährige Frau mit braunen glatten Haaren und sah mich empört an.
"Ich... äh... ich meine." Ich wusste nicht so recht darauf zu antworten. Der Vogel stürzte wieder etwas in die Tiefe und ich krallte mich an den Federn fest.
Die Frau vor mir verdrehte die Augen und hielt mir die Hand hin. "Tinia" meinte sie und ich ergriff die Hand.
"Ich bin..." ich wollte mcih auch vorstellen, aus einem puren Instinkt heraus meine Höflichkeit offenbaren, doch mir kam mein Name nicht in den Sinn. Ich runzelte meine Stirn, doch mir wollte mein eigener Name nicht in den Sinn kommen.
"Das ist ganz normal" meinte Tinia. "Deine Erinnerungen wurden gelöscht. Du wirst gleich einen Namen bekommen. Desshalb fliegen wir ja zu Odyssa." plapperte Tinia los.
Ich schloss meine Augen. Odyssa... der Name kam mir bekannt vor. Ich wusste nicht, woher ich ihn kannte, aber er war mir bekannt.
Der Druck auf dem großen Vogel neigte sich. Wir kamen auf den Boden zu. Ganz vorsichtig neigte ich meinen Körper auf die rechte Seite. Unter uns waren Bäume. Frische, grüne Bäume, Kirschbäume... und ich sah Blumen. Großse bunte Klekse.
Dann sah ich wieder vor mich. Tinia strahlte. "Schön ist es hier, nicht?"
Doch ich achtete garnicht so genau áuf sie. Hinter ihr sah ich einen gewaltien Turm aufsteigen, bronzefarbene Wände, Efeu ragte die Wände hinauf. Es kam immer näher, wir flogen immer tiefer. Immer tiefer auf den Boden hinab. Der Vogel landete abfedernt, man merkte kaum, das man stand.
Tinia ergriff mein Handgelenk. "Komm... Odyssa erwartet dich schon."
Ich hatte gar keine Andere Möglichkeit. Ich folgte ihr. Neben mir waren Blumen... Nelken, Rosenbüsche, Veilchen. Ich hätte Tagelang nur die bracht der Blumen betrachten könne. Doch mich zog eine Verrückte zu dem Eingang des Turmes, klopfte kurz an die Tür und betrat dann das Gebäude.
"Odyssa? Sie ist da, sie ist endlich da!" schrie Tinia und zog mich durch den ganzen Saal.
Erst jetzt sah ich den Raum richtig. In mitten des Saales stand ein riesiger Schmetterlingsflieder. Seine weißen Blumen zogen unmengen von bunten Schmetterlingen an. Im ganzen Raum flogen welche. Ich konnte mich nicht erinnern, je soetwas gesehen zu haben. Über uns spührte ich wärme, gleisendes Sonnenlicht fiel auf uns herab. Dieser Trum besaß ebenfalls keine Decke.
Ich hörte das Knarren einer Treppe, obwohl ich keine sah. Ich hörte Schritte, obwohl ich keinen sah.
Tinia zog mich um den Schmetterlingsflieder, ging jedoch halab durch ihn hindurch. Schmetterlinge. Überall um uns herum flogen Schmetterlinge. Sie streiften meine Nase, setzten sich auf meine Haare.
Ich war so mit dem Flieder und den Schmetterlingen beschäftigt gewesen, dass ich garnicht gemerkt hatte, dass wir standen.
Vor uns stand eine alte Dame. Sie hatte graue, lange Haare, und sie hatte Knoten in ihnen, als hätte sie sich lange nicht mehr gebürstet. In ihrer rechten Hand hielt sie einen großen Ast, anscheinend, um nicht hinzufallen.
"Da bist du ja endlich!" meinte sich lächelnd und Tinia kniete sich hin. Ich tat es ihr gleich.
Die Frau legte ihre faltige, brüchige Hand auf meinen Kopf. Ich sah auf den Boden.
"Ja... dachte ich es mir doch. Du besitzt viel Energie. Du hast ein großes Herz, das spüre ich."
Dann berühte sie mein Kinn und hob meinen Kopf etwas an. Sie hatte grüne Augen, die mich lange ansahen.
"Nun denn Elfe... Tinia wird dir sicherlich deine Unterkumpft zeigen."
Die Frau drehte sich um und ging. Tinia stand auf und ging langsam zurück.
Elfe... irgendwas in mir sagte mir, dass ich so hieß. Ich hieß Elfe und war in einer wunderschönen, kuriosen Welt gelandet, die ich nicht verstand.
Wir kamen raus. Ich merkte es komischer weise zuerst an dem Geruch von frischer Luft als an der Tatsache, dass ich sehen konnte. Tinia hielt immernoch mein Handgelenk fest in ihrer Hand.
Der Vogel war weg. Einfach verschwunden und entblöste das wunderbare Gemelde des Blätter, der Blüte und das Holz in einem harmonischen Einkang. Wunderschön beschrieb es nicht einmal annähernd.
"Tintenfleck ist wieder weggeflogen... warte mal kurz." plapperte Tinia auf mich ein und ließ mein Handgelenk los. Sie lief dorthin, wo der Trampelpfad an Bäumen endete und pfeifte zweimal mit ihren Fingern. Währendessen taumelte ich etwas umher und sah in den Himmel.Spührte die Wärme auf meinem Gesicht, ließ es scheinen. Spührte die Luft in meinen Händen, fühlte, wie der Wind sie leicht hin und her wehte. Um meine eigene Achse drehte ich mich, bis wieder auf den Turm sah. Manchmal flogen einzelne Schmetterlinge hinaus. Einer landete auf meiner Nasenspitze, ein andere auf meinem rechten Zeigefinger. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Ich wagte nicht einmal zu atmen.
Doch dann hörte ich Tinias Rufe und die Schmetterlinge flogen weg. Zuerst sah ich ihnen sehnsüchtig hinterher, wünschte, ebenso frei zu fliegen, immer weiter und weiter, bis die Schwerkraft einen nicht mehr zurück auf denBoden zurückzog.
Erst dann drehte ich mich um. Neben Tinia kamen zwei Pferde aus der Wand von Bäumen hervor. Ein schwarzes, großes, stolzes Pferd mit Blumen hineingeflochtenen Haaren. Daneben schritt ein blondes Pferd, etwas kleiner als das auf dem Tinia saß auf mich zu. Ich sah Tinia fragend an.
"Na komm... ich muss dich doch irgentwie zu uns nach Hause bringen!" meinte sie nur und deutete mit ihrem Kinn auf das Pferd.
Etwas unbeholfen stieg ich auf das Pferd. In dem Moment, da ich sicher auf seinem Rücken saß, liefen sowohl das Pferd, auf dem Tinia saß als auch das blonde los. Ich krallte mich an die Mähne das Pferdes, doch es schien ihm nichts auszumachen. Es bvog ab, lief vom Weg ab, doch das Pferd neben ihm machte die indentischen Bewegungen. Ich schloss ängstlich meine Augen, als wir plötzlich anhielten. Direckt, stoppend, nicht wie bei der Landung des Vogels. Eine gefühlte Ewigkeit bewegte ich mich nicht, solange, dass Tinia zeit hatte aufzustehen und neben mich zu kommen und mich eine halb gefühlte Ewigkeit anzustarren.
Sie rüttelte mich an der Schulter.
"Wir sind da.... hallo? Hallo? Hörst du mich?"
Mit einem Seufzen ließ ich mich langsam auf den Boden sinken und sah mich um. Dieser Ort unterschied dend vorigen kaum. Wir standen in einer riesigen Lichtung, doch ich verstand nicht, was ich hier sollte. Die beiden Pferde verschwanden langsamen Schrittest wieder in den tiefen undendlichen Wald. Ich sah ihnen hinterher. Sah wie sie immer weiter gingen, wie ihre Schritte immer leiser wurden... und igrnetwann für meine Ohren zu schwach waren.
Schließlich stöhnte Tinia auf, griff unter mein Kinn und hob es leicht an. Jetzt sah ich es auch. Häuser, schöne, schlichte Häuser aus Holz waren in den Bäumen versteckt.
"Ah...." murmelte ich und drehte mich einmal um meine eigene Achse. Es waren viele Häuser.
Dann packte mich Tinia wieder an der Hand und lief mit mir zu einem etwas irritierenden Holzkasten, von dem die vordere Seite fehlte und vor dem ein Seil hing. Tinia stellte sich hinein und zog mich mit. So nahm sie das Seil in die Hand und zog dran, immer weiter. Der Holzkasten hebte vom Boden ab und ich erinnerte mich leicht, so etwas schonmal gelernt zu haben. Sie zog und zog, immer weiter, immer höher, bis wir irgentwo oben anstießen und Tinia das Seil festband. Wir stiegen aus, auf eine kleine, dünne Verander. Die Holzdielen knarrten und wir gingen zu dem Eingang des Hauses. In dem Inneren sah es ziemlich leer aus, lediglich ein Tisch mit zwei Stühlen und einer Blume drauf standen in dem kleinen Raum. Es gab noch eine Tür, also noch ein Raum.
Tinia stürmte direckt in den Raum.
"Schau doch mal, du hast eine wunderschöne Aussicht! Ist zwar noch nicht viel drin, aber das kommt noch. Eddie schreinerd dir gerade noch ein paar Sachen. Seit du da bist, hat er wirklich viel zu tun, denn genau am selben Tag ist Sunny´s Bettgestell kaputt gegangen und eben diese kleinen Wünsche auf seiner Liste. Ich glaube er muss bald wieder Holz sammeln gehen..."
Ich hatte das gefühl, Tinia hätte immer weiter geredet, wenn ich sie nicht unterbrochen hätte.
"Tinia... seit ich hier bin, habe ich von nichts eine Ahnung! ich verlange jetzt einfach eine Erklärung, nur eine einfache Antwort auf die Fragen, die mir die ganze zeit im Kopf herumschwirren! Bitte Tinia!"
Ich sah ihr lange in die Augen, bis sie den Kampf aufgab, eine Ausrede zu finden und sich auf einen der Stühle setzte.
"Setzt dich... ich kann es nicht haben, wenn jemand durch den Räum läuft, während ich sitze.
Ich nickte und setzte mich.
"Also..." begann Tinia.
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Kapitel 3: Die unvorstellbare Realität, für die mich jeder normale Mensch in eine Klinik eingewiesen hätte.
"...keiner weiß, wann das angefangen hat." murmelte Tinia so leise, so zaghaft und schüchtern, wie ich es noch nie erlebt hatte und auch nie wagte, an diese Kuriosität zu denken.
"Odyssa meinte zu uns, dass wir die Guten sind. Wir sind die Wärme, das Licht, alles, was das Leben lebenswert macht."
Sie sah mir in die Augen und anscheinend verstand sie. Ich wusste genauso wenig wie zuvor.
Tinia seufzte.
"So genau kann ich es dir auch nicht erklären... niemand weiß, wo wir genau sind.
Elfe... hier das ist die Seite, die die Welt bestimmt. Die bestimmt, ob es regnet, welche Temperatur auf der Erde herscht. Wir sind die Auserwählten."
Ich verstand das alles immernoch nicht. Sie setzte mir nur noch mehr Fragen in den Kopf.
Ein genervtes stöhnen entkam Tinia. "War ja klar, dass ich die blöde bin, die es der Neuen erklären muss... also, pass auf.
Einer Legende nach zu urteilen gab es auf der Erde gab es vier Geschwister. Es waren die erstem menschlichen Lebewesen, die je exesitierten. Manda, Stenton, Elenor und Fibietus. Manda sah in der Erde die Schönheit, all das , was aus ihr werden könnte. Sie ließ Blumen wachsen, wo nicht einmal fruchtender Boden war und ließ Vögel zwitschern, die nie in einer ähnlichen Form exestierten. Sie wollte aus der Welt einen Ort des Friedens, der Brüderlichkeit und der Gemeinschaft machen. Stenton gefiel die Idee seiner Schwester und er ließ Bäume wachsen, große, mächtige Bäume, dessen Stamm unterkunft und Nutz für so vieles ist. Er machte den Himmel blau und ließ Seen und Flüsse entstehen.
Es dauerte garnicht lange, bis Manda und Stenton das Zepter der Welt ihr eigenen nennen durften. Manda und ihr Bruder versuchten einen Menschen zu erstellen, jemanden, der nicht die Welt verändern könne. Sie wollte Leute, mit denen sie ihr Paradies teilen konnten. Es geschah auch. Doch Stanton meinte, man solle Familen erschaffen, die die Erungenschaft dieser Gaben im Blut weiter tragen sollten. Sie sollten Wärme und Leben erzeugen. Es geschah.
Man muss nicht sehr schlau sein um sich denken zu können, dass es Elenor und Fibietus nicht rechtens war, das ihr Geschwister, ihre jüngeren Geschwister Macht über all dies hatten. Sie wollten sie vom Tron stoßen und so ließen sie die Tage und Nächte kälter werden. Fibietus vereiste die Seen, ließ die Blätter von den Bäumen fallen, ließ die Blüten sterben. Schnee erfüllte die Welt.
Währendessen erschuf Elenor eben solche Nachfahren wie Manda und Stenton sie erschufen und mischte sie ebenso unauffällig unter das Volk.
Manda und Stenton ließen es sich nicht gefallen und werten sich, sie machten die Luft wärmer, obwohl Fibietus sie zur gleichen Zeit kälter machte. Natürlich waren Manda und Stenton stärker und alles begann erneut zu sprießen. Elenor kämpfte mit ihrem Bruder und es gab ein hin und her. Mal vielen die Blätter, kurz darauf wuchsen die Blüten.
Gott hatte dieses Verbrechen, dieses Unleben auf dem Planet, der der Lebendigste von allen sein sollte Leid und verdammte die Geschwister an einen Ort, weit weg von der Erde. Er konnte jedoch weder Manda und Stenton alles zusprechen noch zulassen, dass Elanor und Fibietus alles zerstörten. Und so ließ er einen Beschluss fallen. Zwei Mal im Jahr, wird zwei Monate ein Kampf geführt. Das Leben gegen den Tot, die Erschaffung gegen die Rache."
Tinia seufzte und sah mich an. Ich war gefesselt von ihrer Geschichte gewesen, ich hatte vergessen, warum sie mir all dies erzählte, doch als das Schweigen den Raum erfüllte, legten sich meine Denkzellen zusammen.
Tinia nickte.
"Wir sind die Nachfahren von Manda und Stenton. Auf der anderen Seite leben die Nachfahren Elenors udn Fibietus. Gott hatte die Sterne als Augen auf uns gerichtet... wie Videokammeras...
Er steht uns bei, doch nie könnte er die anderen Geschwister verraten."
Ich schluckte.
"Das heißt.. ganz grob gesagt... wir sind der Sommer... die sind der Winter... und im Frühling und im Herbst ist Krieg? Das... das ist unnormal, das ist ganz und gar unnormal, ich meine..."
"Schonmal einen Flugeuggroßen Vogel gesehen...? Siehste."
"Aber..." ich konnte nicht weiter reden. Das war ein gutes Argument.
Einige Zeit war es sehr still, dann stand Tinia auf und sah nachdenklich aus dem Fenster.
"Ja... wir sind hier gelandet. Und ich hab Angst. In einem Montat ist Herbstanfang..."
Ich stand ebenfalls auf und sah aus dem Fenster. Dieses Haus war auf einem Apfelbaum, ich hätte nur das Fenster öffnen müssen, um danach zu greifen. Doch ich ließ es bleiben und sah Tinia ernst an.
"Was bedeutet denn "Krieg", wenn ich fragen darf? Waffen werden hier doch warscheinlich nicht eingesetzt, oder?"
Tinia lachte grimmig auf. "Nein, Waffen findest du im perfektionisierten Paradies wohl nicht. Aber... in dieser Zeit, versucht die eine Seite, die andere zu verändern. Es wird hier kalt... wiederum versuchen wir, die kalte Seite zu erwärmen. Es ist immer ein heiden Durcheinander. "
"Und was hat das mit der Erde zu tun?" fragte ich interesiert. Ich hatte es noch nicht wirklich realisiert. Es kam mir wie eine Endlosschleife eines Traumes vor.
Tinia seufzte.
"Auf der Grenze zwischen der kalten und unserer Welt steht eine Sonnenuhr. Zumindestens sieht es aus wie eine, aber... sie gibt der Erde ihr eigentliches Wetter. Sie kopiert also ihre nähere Umgebung und setzt sich auf der Erde ein."
"Ein ziemlich schlauer Computer." lachte ich leise, doch es war ein trostloses Lachen.
Lange Zeit war es still. Ich sah die Welt vor meinen inneren Augen, sah, wie sie sich drehte. Dort hatte ich mal gelebt. Ich wusste zwar nicht mehr wo... aber das war mal mein zu Hause.
Tinia seufzte erneut und richtete sich auf. Sie hatte wieder ihr übertrieben fröhliches Grinsen auf den Lippen und nahm mein Handgelenk.
"Komm... wir stellen dich mal den anderen vor. Zumindestens die, die wir finden."
Als ich am Boden wieder ankam, war mir schlecht. Tinia hatte den Holzkasten einfach fallen gelassen und kurz vor dem Boden angehalten. Sterben war zwar im Moment keine schlechte Alternative, aber dieses leicht überdrehte Mädchen neben mir hatte den gefestigten Plan, mich der ganzen Bande von weit verwandten vorzustellen. Mitten auf der Lichtung ließ sie mich stehen und ging unter eins der Baumhäuser, nahm einen langen Ast und schlug damit gegen den Boden des Hauses. Ich erschrag leicht, doch wunderte mich kein bisschen über Tinia.
"Ed? Eddi! Verflucht, sie ist da! Ed!" schrie Tinia aus Leibeskräften. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, das so eine zieliche, weibliche Person so ein Organ haben könnte. Wenige Sekunden später hörte man, wie jemand mit drägen Schritten auf die Verander trat. Nebendran hing ebenfalls eine Holzkiste. Die Schritte gingen in die Kiste über und sie kam nach unten.
Vor mir stand nun ein junger Mann, vielleicht zwanzig Jahre alt, mit einer braunen Surferfrisur und blauen Augen. Der Mann trug Arbeitsklamotten. Jeanse Latshose, ein schlichten blaues T-shirt darunter. Wie alle hier hatte auch er keine Schuhe.
Tinia kam angelaufen und stellte sich neben mich.
"Ed... das ist sie. Odyssa hat ihr den Namen Elfe gegeben... hübsch nicht?"
Ed nickte und lächelte mich feundlich an.
In diesem Moment kam ein buntes Etwas auf uns zu geflogen und landete auf Ed´s rechten Schulter. Es war ein Papagei.
"Das ist Herman..." meinte Ed.
Der Papagei hatte etwas im Mund. Ed streckte seine Hand leicht aus und Herman ließ es in die Hand fallen. Ein spitzer Stein.
"Deinen Schrank habe ich schon fast fertig... nur bei dem verzieren war mein Stein zu stumpf.
Und desshalb gehe ich auch wieder rein... hat mich gefreut, Elfe" meinte Ed, der garnich erst aus der Holzkiste gekommen war und zog sie wieder nach oben. Man hörte seine Schritte auf dr Verander und schließlich, wie die Tür zukrachte.
Ich nickte. Es war ein Bedürfnis, das ich erfüllen musste. Etwas, das meinem angespannten Körper sagte, das eine Vorstellungsrunde beendet war. Es war ein erleichterndes Gefühl.
In diesem Moment drehte sich Tinia um und schrie fröhlich auf. Ich zuckte vor ihrer Spontanität und ihrer Schrillen Stimme zusammen. Ich drehte mich ebenfalls um.
"Betty! Das ist ja wunderschön!" schrie Tinia und lief auf eine große, dunkelhäutige Frau zu. Die Frau war ungefähr mitte zwanzig. Jedoch sah ich nicht lange was von ihr, weil Tinia sich so um sie krallte, das man nur noch ihre Füße deuten konnte. Tinia ließ sie aber schnell wieder los.
Die Frau war schön... sehr schön sogar. Sie hatte ein warmes und offenes Gesicht und wunderschöne, leicht lockige Haare, die ihr über die Schultern reichten.
Die Frau sah mich an und ihr warmes Lächeln wurde noch breiter.
"Du musst also die Neue sein.Ich bin Betty. Wie wurdest du benannt?" fragte Bette höflich.
"Ich... Elfe." meinte ich schnell und lächelte zurück.
Dann riss Tinia Betty ein Kleid aus der Hand. "Endlich ein Neues!" schrie Tinia und drückte das Blumenkleid an sich.
Betty lächelte. "Nicht der Rede wert... aber Elfe können wir nicht weiter so rumlaufen lassen. Deine Sachen sind von der Reise ganz schön zerissen worden. Na komm." sagte sie, hob ihre Hand und schloss ihre Augen.
Ich sah an mir herab. Meine zerschundene Hose wurde reperiert und kürzer, sodass die Wärme nicht mehr so beengend war. Mein T-shirt, dessan Ärmel schon fehlten, wurde weiter und entfernte meine Schultern von Stoff.
Dann öffnete Betty ihre Augen wieder und lächelte mich an.
"Schon viel besser nicht? Warte noch kurz"
Ihren Zeigefinger ließ sie von oben nach unten wandern und meine Haare links und rechts von mir wurden erhoben.
"Dann kannst du mal wieder etwas sehen."
Ich lächelte dankend.
In diesem Moment krallte sich Tinia an Bettys Handgelenk und zog sie mit sich.
"Komm, wir probieren es an... bis später Elfe!" riefen sie mir noch hinter her.
Nun stand ich da. An einem Ort, dessen Regeln ich nicht kannte. Mitten in einer Geschichte, dessen Ausgang nicht wusste. Aber ohne zu überlegen ging ich los.
Ich ging und ging und ging. Spührte die Erde unter meinen Füßen, die Grashalme zwischen meinen Zehen. Nichts war zu hören, auser den leisen Schritten meiner Füße und dem samften Flüstern des Windes. Ich schloss meine Augen und ging blind weiter. Mein Gemüt hatte einiges zu verdauen.
Ganz grob gesagt war ich ein Nachfahre jener, die den Sommer erschafften. Ok, das muss erstmal sacken. In einem Monat war Herbstbeginn und die Nachfahren des Winters wollten unseren Tot, indem sie uns zu Tode frieren. Ok... das brauchte auch etwas.
Aber ich musste auch weiter denken. Höchst warscheinlich versuchten diese es schon seit anbeginn der Zeit und sie hatten es nicht geschafft. Es würde wie immer sein, einfach eine Überleitung auf den entgültigen Winter. Es würde schneller vorbei sein als ich denken würde.
Aber was, wenn nicht? Vielleicht starben ja bei jedem wechsel welche. Vielleicht, aber nur vielleicht wäre ich nicht stark genug...
Aber daran durfte ich nicht denken. Ich blieb stehen, öffnete meine Augen... und sah das blonde Pferd von vorhin vor mir. Die bösen Gedanken schoben sich beiseite.
Ich ging auf das Pferd zu und streichete es an der Stirn.
"Lange nicht mehr gesehen, was?"
Das Pferd begann zu husten, was ich einfach als Lachen deutete.
Ich musste ebenfalls lachen. "Ok... es ist vielleicht ziemlich bescheuert dich etwas zu fragen, aber hier ist ja alles so ziemlich verrückt. Hast du eigentlich einen Namen?"
Das Pferd sah mir in die Augen. Sein Blick wirkte traurig.
"Ok... dann geben wir dir mal einen. Aber im Gegenzug dazu reitest du ein bisschen herum ok?"
Ich streichelte dem Pferd über den Rücken. Wie eine Antwort kniete es sich hin und ich stieg auf.
Es war angenehmer zu reiten, als auf dem Weg zu der Baumhaussiedlung. Nicht so schnell, nicht so unerwartet. Es war einfach ein gemütliches Gleiten durch den grünen Wald. Ich legte meinen Kopf auf den starken Hals des Tieres. Vor meinen Augen flogen Baumstämme, kräftige, starke, Baumstämme und Blätter, grüne, runde Blätter. So beruhigend wie eine Wiege die eine Mutter anstubste hüpfte das Pferd auf und ab.
Doch auf einmal blieb es radikal stehen, so plötzlich, dass ich mich fest an den seinen Körper presste, um nicht runterzufallen. Ich setzte mich auf und spring von dem Rücken des Pferdes. Um sofort ein lautes Lachen runterzuschlucken.
Auf dem Boden lag ein heruntergefallener Bienenstock. Und das Pferd leckte genüsslich den Honig davon ab.
"Ich kenne mich mit Pferden zwar nicht aus, aber ich hab noch nie gesehen, dass ein Pferd so genüsslich Honig gegessen hat, wie du."
Mein Satz kam halb kichernd raus, aber was sollte ich machen? Es war einfach zu komisch.
"Dir fehlen nur noch die schwarzen Streifen und du würdest als Biene durchgehen."
Das war es. Biene.
"Ok... ab sofort bist du Biene. Den Namen hast du dir selbst eingebrockt. Und jetzt komm... erkunden wir noch ein bisschen mein neues zu Hause."
Biene hob ihren mit Honig verschmierten Kopf und kniete sich wieder hin. Ich setzte mich auf sie und wir gingen noch etwas durch die Bäume. Neben Kirsch- und Apfelbäumen entlang, zwischen Tannen und Eichen. Unter uns bunte Blumen und grünes Gras. Bienes Fell glänzte im Sonnenlicht. Es war schön anzusehen.
Wir gingen weiter und weiter und weiter. Stunden hätten vergehen können, mir wäre es nicht aufgefallen.
Doch was mir auffiel war, dass ich nach einiger Zeit ein Ende der vielen Bäume erkennen konnte. Erschrocken setzte ich mich auf.
Und meine Augen trübten mich nicht. Immer schneller kamen wir der puren Lichtquelle entegegen. Biene wurde immer langsamer und blieb schließlich vor den letzten Bäumen stehen.
Ich runzelte die Stirn und stieg von Biene ab.
Sie sah ängstlich aus. Ich drehte mich auf die Bäume zu und wollte gerade weitergehen, als Biene sich vor mich stellte. Behutsam streichelte ich ihr über den Kopf, doch ihre Angst weckte meine Neugier nur umso mehr. Langsam ging ich um Biene herum, meine Hand dabei weiterhin beruhigend auf ihren Rücken liegend.
Und nun stand ich auf einem riesigen Feld, das ohne Bäume schien. Nichts besonderes dabei. Doch mein erstarren galt den Bäumen gegenüber von mir.
Kahl. Schnee lag auf dem Boden. Eiszapfen hingen von den Ästen herab. Die Kälte strömte mir beinahe entegegen und instinktiv ging ich einen Schritt zurück.
Doch dann sah ich ihn.
An einen Baum geleht an den Himmel schauent. Schwarze Haare, so schwarz, wie die Nacht. Blasse Haut, so blass, wie der Schnee hinter ihm.
Mein ganzes ich erstarrte in diesem Moment.
Und ich dachte, es wäre die Furcht gewesen.
Kapitel 4: Diese klitzekleine Kleinigkeit die mein ganzes Ich durcheinander wirbelt
In diesem Moment sah er mich an. Ich erschrag, nicht etwa vor seinem Blick, seinen hellen, blauen Augen, nein. Er hatte so lange in den Himmel gesehen... sein Blick erweckte in mir das Gefühl, erwischt zu werden.
Sofort sprang er auf und sah mich mit wachsamen Blick an. Ich hatte meine Arme um den Baum neben mir geschlungen. Biene versuchte mich an meinem Shirt zurück zu ziehen. Doch ich blieb stehen. Sein Blick versinkte in meinem. Er war ebenso starr wie ich. Ich war überrascht, dass er mich nicht angriff, was warscheinlich auch seine Starre erklärte.
Meine Hände sanken von dem Stamm des Baumes ab und ich machte einen Schritt nach vorne. Er machte daraufhin einen zurück.
"Ähm..." mir viel nicht ein, was ich sagen sollte.
"Hallo... ich bin... ich bin Elfe." sagte ich schnell und streckte meine Hand aus, viel zu kurz, um die seine zu erreichen.
Verwirrt sah er von meinem Gesicht zu meiner Hand.
"Ist das dein Ernst? Verlierst du den Verstand?" sein Blick war durchdringend.
"Oder ist das eine ziemlich verrückte Falle?"
Seine Stimme bohrte sich durch meine Ohren in mein Gehirn und zerfraß alles wie Säure.
"Ich..." mir vielen immernoch keine Worte ein.
"Nein, ich wollte mich einfach nur vorstellen... und eigentlich wärst du jetzt dran, mir deinen Namen zu sagen."
Lange Zeit sagte er nichts. Scheinbar überlegte er, wie er handeln sollte. Zeit genug, um ihn näher zu begutachten.
Eine dicke Jacke umschmiegte seinen Körper. Lebte er dort drüben? Auf der kalten Seite?
Ich hatte keine Zeit, den Gedanken weiter zu denken, weil in diesem Moment antwortete er.
"Jack..." murmelte seine Stimme leise, vorsichtig, abschätzend.
Zufrieden lächelte ich. "Ok..."
In diesem Moment kam Biene auf die Wiese gesprungen und zog an meinen Sachen. Sie zog und zog und zog, und ich stolperte fast nach hinten.
"Das Pferd ist um einiges schlauer als du..." sagte er plötzlich, leicht amüsiert.
"Wieso? Hälst du mich für dumm?"
"In gewisser Weise schon. Ich meine, ich nehme an, das du neu bist, aber in einem Monat wirst du dir nichts eher wünschen als meinen Tod. Und wir werden alles mögliche in Bewegung setzten, um euch zu vernichten... da ist es eigentlich naheliegend, dass man sich gegenseitig nicht sonderlich mag."
Langsam streichelte ich Biene über den Kopf. Ihr Ziehen wurde schwächer.
"Hört sich an, als ob du von den normalen Zuständen nicht sehr begeistert bist." murmelte ich und wusste im nächsten Moment nicht mehr, was ich gesagt hatte. Hatte ich das tatächlich ausgesprochen? Oder war das nur ein Gedanke.
Sein Gesicht verdüsterte sich und ich wusste die Antwort auf meine Frage.
"Das geht dich garnichts an...." murmelte er und sah zu Boden. Jack hatte sich wieder gegen den Baum gelehnt und musterte mich abschätzend.
Lange Zeit sagte keiner etwas und Biene sah mich mit flehenden Augen an, wieder zu gehen. Doch ich dachte garnicht daran. Meine Füße standen mitten auf dem Feld, seine ebenfalls, jedoch war sein Körper an den kalten, vor Kälte sterbenden Baum gelehnt.
In diesem Moment stöhnte Jack auf und ging auf das Feld. Biene gab einen erschreckenden Laut von sich und verschwand wieder in die Wand von Bäumen.
Zwei Meter vor mir blieb Jack stehen, hob seine Hand auf meine Höhe und bog leicht die Finger ein.
Eine Eiskugel erschien vor meinen Augen.
"Nur mal rein hypotetisch, diese Kugel könnte deinen Kopf zerschlagen." meinte er und lächelte siegend.
Ich setzte meine Hand ebenfalls hoch, gegenüber von seiner, zwischen unseren Händen der Ball.
Aus einem Instinkt heraus bog ich meine Finger nach außen und der Eisball schmolz.
"Nur mal rein hypotetisch, dieses kochende Wasser kann dir das Gesicht wegätzen." ich verkniff mir mein Lächeln so gut es ging.
Er verdrehte die Augen und ließ seine Hand sinken. Ich tat es ihm gleich und das Wasser sank im Erdboden ein.
Als ich wieder aufsah, blickte er mich amüsiert an.
"Du bist ganz schön mutig, weißt du das?" sagte Jack mit einem leisen Kichern.
"Das ist mir bewusst" antwortete ich schlicht.
Aus weiter Ferne, hinter Jacks Rücken hörte ich laute Rufe. Seinen Namen. Jacks Kopf drehte sich halb zurück und sofort sah er mich wieder an.
"Ok... ich werde gebraucht. Aber du solltest auf jeden Fall vorsichtiger sein, wenn du dich der Grenze näherst."
Und mit diesen Worten ging er auf die kahlen Bäume zu. Ich sah ihm hinterher, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.
Dann drehte ich mich ebenfalls um und ging auf meine verängstigte Biene zu.
Das Licht eines frühen Tages weckte meinen Geist auf.
Meine Augen blinzelten auf. Der siebte Tag in meinem Traum brach an. Ich drehte meinen Kopf gegen die Wand und öffnete langsam meine Augen, sodass kein Sonnenlicht in sie stechen konnte. Langsam, immer ein kleines Stück öffneten sie sich, bis ich schließlichz auf die angestrahlte Holzwand starrte.
Mein Körper richtete sich auf und nun sah ich auf die kleine Komode gegenüber von mir.
Fred hatte sie fertig bekommen, sie war wirklich ein Prachtstück, auch wenn man kaum auf sie achtete. Kleine Schmetterlinge waren aus Holz geschitzt worden und dienten nun als Knöpfe.
Schließlich überredete ich meinen Körper aufzustehen und stellte zuerst den rechten, dann den linken Füße auf den Boden und erhob mich mit wackeligen Beinen. Meine schweren Füße gingen auf die Komode zu. Gestern hatte ich Blumen gesammlet und sie in einer Vase obendrauf platziert, was das Zimmer direckt fröhlicher machte. Ich öffnete die erste Schublade. Ich sah meine kurze Hose vom ersten Tage, sehr fein zusammengelegt. Mein schulterfreies Shirt... und schließlich noch Bettys Bluse, die sie mir geschenkt hatte.
Ich nahm die Hose und die Bluse aus der Schublade.
Während ich zu der Holzkiste ging, band ich mir das Haargummi, mein einzigstes, ins Haar und ließ die Kiste hinuntergleiten. Langsam, vorsichtig, keineswegs so schnell wie Tinia. Und ich kam auf dem Boden an. Ging einige Schritte geradeaus weiter.
Das war einer der Vorteile hier. Keine Verpflichtungen, keine Ahnung, wo einen der Tag hinführte.
Ich ging Schritt für Schritt. Einer schneller als der andere und... dann rannte ich. Ich rannte durch die Lichtung in den Dichten Wald hinein, vorbei an großen, starken Eichen, klizekleinen Tannen, Büschen, Kirschbäumen. Meine Füße landeten in den Lücken zwischen Veilchen, Gänseblümchen, heruntergefallenen Eicheln. Ich hörte, wie meine Füße auf Äste traten und sie ausseinanderbrachen, hörte die Vögel über mir, die all das schöne hier unten von oben erfassen konnten. Einige Meter vor mir sah ich Biene aus den Bäumen hervortreten und meine Schritte wurden langsamer, bis ich bei Biene anhielt. Sie kniete sich hin, ich stieg auf ihren Rücken und wir führten das Wettrenen gegen den Wind weiter. Ich nahm meine Hände von ihrem Hals und streckte sie links und rechts von mir aus. Mein Gesicht wies ich dem Himmel entgegen. Nur das leichte auf und ab und das Trampeln von Bienes Hufen erinnerte mich daran, dass die Zeit nicht stillstand.
Aber mir viel auf, dass Biene irgentwann langsamer wurde. Sie wurde nie langsamer, auser... auser, unser Wald war zu Ende.
Sie wollte schon umdrehen, da sprang ich von ihrem Rücken und ging auf die endenden Bäume zu.
Biene sah mich wieder ängstlich an, sagte aber nichts, und ich ging auf die große Wiese.
Und wie hätte es auch anders sein können. Natürlich saß er da, an einen halbtoten, frierenden Baum gelehnt und sah in den Himmel. Ich lächelte und ging weiter in die Mitte des Kreises und setzte mich dort hin.
Er saß dort noch eine kleine Weile, regungslos, nur das heben und seknen der Brust zweigte Leben in ihm, bis sein Instinkt einsetzte, der im sagte, er wurde beobachtet. Seine Augen richteten sich auf mich. Ich erwiederte seinen Blick und musste mir das Lachen verkneifen, so ernst, wie er aussah.
"Ich weiß, dass du lachen willst. Man sieht es dir an." sagte er, ohne etwas an seinem Ausdruck zu verändern. Ich biss mir trotzdem auf die Lippe. Er lachte und stand auf, machte ein paar Schritte auf die Mitte der Wiese zu und blieb ein paar Meter entfernt stehen. Dort ließ er sich nieder und sah mich an. "Ich dachte, ich hätte dir beim letzten Mal Angst eingejagt."
"Ein Beweis dafür, wie wenig du mich doch kennst." eriwederte ich.
"Guter Einwand."´er lächelte, lehnte sich etwas zuück und stützte sich auf seinen Armen ab.
"Früheres Leben und alles wurde ja ausgelöscht... bleibt nicht mehr viel übrig."
Ich nahm die selbe Position wie er ein.
"Mein Name ist Elfe, ich habe..." ich nahm eine Strähne meiner Haare in die Hand.
"...rote Haare, die mir bis zur Taile gehen, meine Augenfarbe ist grün, ich müsste ungefähr siebzehn sein und meine Komode ist wunderschön, aber nur halbvoll."
Dann sah ich ihn erwartend an.
"Jetzt bist du dran."
Er seufzte und setzte sich aufrecht hin.
"Ich bin Jack, habe schwarze, lockige Haare, blaue Augen, ich bin Sohn unseres Anführers und kann deinen Kopf einfrieren."
Ich lächelte zufrieden.
"Na, das ist ja schonmal ein Anfang..."
Langsam wurde der Himmel von einem rot geprägt. Das war die einzigste gemeinsamkeit, die die eine Seite mit der anderen hatte. Sie wurden Abends beide rot. Der weiße Schnee, der die Welt hinter Jacks Rücken vollständig bedeckte, schimmerte im leichten Rot und schien mehr wie Lava, als wie gefrohrenes Wasser.
Ich sah wieder zu Jack.
Er sah ebenfalls in den Himmel.
"Ich muss langsam los..." murmelte er leise und war schon im Begriff aufzustehen, als ich seinen Blick abfing.
"Was ist los?" fragte ich verständnislos die einzigste Person, bei der ich mich in der letzten Woche nicht wie eine dumme Ausenseiterin gefühlt habe.
Er sah mich mit seinem durchdringenden Blick an. Er biss sich auf die Lippe.
Dann erhob er sich.
"Das kann ich dir nicht sagen..."
Doch ich gab nicht nach... ich stand ebenfalls auf.
"Wirst du es mir sagen?" fragte ich mit fester Stimme. Ich ließ mich nicht einfach so abwimmeln, sollte kommen was da wolle.
Er dachte garnicht daran, stehen zu bleiben. Dickköpfig wie sonst noch etwas.
"Hallo?" schrie ich ihm hinterher.
Entnervt stöhnte er auf.
"Ja!" schrie er, dann war er in der inzwischen dunklen Kälte verschwunden.
Und ich stand allein auf der großen, dunklen Wiese, mein Rücken bestrahlt von der Wärme, mein Gesicht eisig kalt.
In diesem Moment drehte ich um und ging. Wollte wieder nach Hause, oder zumindestens in das Bett, was ich seit sieben Tagen bewohnte.
Biene wartete auf mich, schlief, wachte jedoch sofort auf, als ich auf sie zutrat.
Ohne ein Wort brachte sie mich heim. Langsam wieder in den Traum, der langsam Wirklichkeit zu werden schien.
Jack...
Ich wusste immernoch nicht, was mich zu einem Gespräch wiederum veranlasst hatte.
Ich wollte mir selbst ins Geischt schlagen.
Ich war keine Woche in dieser irrationalen Welt und schon würde ich mir meine Seite als Feinde machen. Mit keinem Durchblick, was nun die richtige oder die falsche Seite war, ohne eine Idee, wie und was ich tun würde, spielte ich die ersten Runden auf Risiko.
Wir kamen an.
Ohne ein weiteres Wort stellte ich mich wieder in meinen Kasten und zog mich hoch. Die Nacht war über mir eingebrochen, um die Häuser herum schwebten Glühwürmchen.
Diese Nacht schlief ich schlecht. Ich schlief garnicht.
Aber ich entschied mich.
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